Emotionale Verstrickungen

In vielen Selbsthilfe-Ratgebern steht: „Die Gefühle in dir sind deine, andere Menschen lösen die nur aus. Also übernimm die Verantwortung und fühl das!“

Nach meiner Erfahrung stimmt das so nicht, es gibt übernommene Gefühle, die gehören anderen und lassen sich nicht fühlen und integrieren, wie die eigenen. Diese kommen über emotionale Verstrickungen in den Körper.

Emotional verstrickte Beziehungen deuten darauf hin, dass in der Persönlichkeitsentwicklung wichtige Entwicklungsschritte nicht gemacht wurden. Systemisch arbeitende Traumatherapeuten kennen sich damit aus und sind behilflich, das nachzuholen.

Symbiosetrauma

Nach Franz Ruppert entstehen die meisten psychischen Probleme aus Bindungsbeziehungen und für ihn sind symbiotische Verstrickungen die Folge eines Symbiosetraumas am Lebensanfang. Das Trauma geschieht, wenn man es als Säugling nicht schafft, einen stabilen, sicheren, Halt gebenden emotionalen Kontakt zu seiner traumatisierten Mutter aufzubauen. In der Folge kann man eigene von übernommenen Gefühlen nicht unterscheiden, entwickelt keine eigene Identität und ist lebenslang verstrickt mit den Eltern und auch in anderen nahen Beziehungen. Wenn eine Mutter kein gesundes Ich hat, kann auch das Kind kein gesundes Ich entwickeln. Evtl. kommt der Säugling hier ganz früh schon mit den abgespaltenen Traumagefühlen der Mutter in Kontakt.

Schritte zur Auflösung eines Symbiosetraumas:
Den eigenen Willen stärken, sich aus symbiotisch verstrickten Bindungen lösen, eigene Gefühle von übernommenen unterscheiden lernen, eigene Traumata anerkennen, niemanden mehr retten wollen, weder Opfer noch Täter sein wollen und den Wunsch nach gesunden Beziehungen verspüren.

Ganz wichtig und nicht leicht zu unterscheiden:
– Eigene abgespaltene Persönlichkeitsanteile annehmen.
– In der symbiotischen Verstrickung übernommene Gefühlszustände loslassen.

Das ist aus Franz Rupperts YouTube Vortrag und Folien:
>Trauma, Angst und Liebe (2013)

Narzisstische Mütter

Wie Traumatherapeutin Dami Charf in ihrem Blogeintrag über ->narzisstische Mütter erklärt, ist die symbiotische Verstrickung ein Muster, das man in der Beziehung zur eigenen Mutter gelernt hat. Es fühlt sich vertraut und bekannt an … wie Mutterliebe, wenn jemand am Herzen andockt, quasi in einen hineinkriecht. Sehr schön, bei schönen Gefühlen - die Hölle bei garstigen Gefühlen.
Ok - meine Aufgabe ist es, dieses Muster zu bemerken und nicht zu bedienen, niemanden zu verstricken und mich nicht verstricken lassen.


Familien-Aufstellungen, Projektionen, Übertragung, Gegenübertragung bis zur Projektiven Identifikation ist nicht nur auf Therapieverhältnisse beschränkt, das geschieht auch sonst in zwischenmenschlichen Beziehungen. Das muss man erst mal wissen, dass es das gibt und ein Bewusstsein dafür entwickeln.

Nach meiner Erfahrung hat man keine Chance seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu spüren, während man in destruktiven/symbiotischen Beziehungen verstrickt ist. Über diese energetischen Verbindungen kann man sich Traumatisierungen, Konflikte und das ganze Lebensgefühl eines anderen Menschen in den Körper laden. Da wirken heimtückische, schmerzhafte Dynamiken zwischen traumatisierten Menschen, die sich so symbiotisch verstricken.

Sonst war mein Beitrag noch Harmoniesucht, Aggressionshemmung und ein heimliches Abgrenzungsverbot, das ist mir durch das Buch -> Symbiose in Systemaufstellungen von Ero Langlotz bewusst geworden.

Von Ero Langlotz gibt es ein paar sehr gute Videos auf YouTube. Für den Einstieg finde ich die folgenden beiden empfehlenswert:

Solche „Introjekte“ fühlen sich mit der Zeit wie „Ich“ an. Ich habe mich vermutlich jahrelang durch Emotionen gequält, die nicht meine waren. Solche emotional verstrickten Beziehungen lassen sich einseitig nicht retten, aber auflösen.

Was Ero Langlotz als Symbiose-Komplex bezeichnet, nennt Franz Ruppert heute Täter-Opfer-Dynamiken. Die sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet – traumatisierte Menschen traumatisieren sich in emotional verstrickten Beziehungen laufend gegenseitig.

Die Abgrenzung von verstrickenden Menschen und die Rückgabe der angesammelten Introjekte ist die Voraussetzung um Autonom/Selbstbestimmt zu leben. Ich denke eigene Gefühle und Emotionen sind aushaltbar und lassen sich verarbeiten/integrieren – es sind die übernommenen, die so quälend sind.