Neuronale Heilung ist ein schönes und buntes Buch, mit über 100 Übungen, die das Nervensystem und das Gehirn heilen. Es enthält farbige Abbildungen zu den Erklärungen, Farb-Fotos für die Übungen und farbige Unterscheidung der Kapitel. Das befriedigt mein Bedürfnis nach Sorgfalt und Ästhetik und es macht mir Freude damit zu arbeiten. Hier ein paar Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln:
1 Bedeutung der neuronalen Heilung
Das Gehirn bekommt Informationen (aus der Umwelt und aus dem Körperinneren), analysiert und interpretiert diese Informationen und leitet autonom Reaktionen ein: Blutdruck, Atmung, Muskelspannung, Cortisol Ausschüttung, Herzfrequenzanpassung … und auch Emotionen und Gedanken. Das Wohlbefinden, die Gesundheit und auch unser Verhalten ist davon abhängig, wie gut die Qualität der Informationen ist, ob die Weiterleitung funktioniert und wie der Hirnstamm die Gefahrenlage einschätzt (sicher/unsicher/lebensgefährlich). Die Übungen trainieren die Sinnesorgane, den Vagus Nerv und die Inselrinde um die Informationslage, Weiterleitung ins Gehirn und dortige Verarbeitung zu verbessern. Für den Hirnstamm werden Situationen vorhersehbarer und dadurch sicherer (falls keine akute Bedrohung mehr besteht).
Laut Literaturverzeichnis ist den Autoren die Polyvagaltheorie bekannt, dort ist Stephen Porges und Stanley Rosenberg vertreten. Für das Buch spielt sie allerdings keine Rolle, dort ist nur von Sympathikus und Parasympathikus die Rede.
2 Assesments – Tests
Das sind Übungen, mit denen man überprüfen kann, ob das Gehirn eine einzelne Übung als sicher einstuft. Im Ergebnis wird man dann beweglicher. Falls man starrer durch eine Übung geworden ist, kann man die später nochmal vorsichtiger machen. Das ist eine geniale Idee, nur recht aufwendig vor und nach jeder Übung zu testen. Es geht nicht um möglichst hart trainieren bis zum Anschlag und darüber hinaus. Sondern in einem Bereich zu arbeiten, in dem sich dein Nervensystem sicher fühlt!
3 Den Rahmen schaffen
In diesem Kapitel geht es los mit den Übungen, die sind hervorragend
und reichen vielleicht schon, um wieder funktionstüchtig zu werden. Es
fängt an mit „den Frontallappen aktivieren“. Diese Hirnregion ist für
die Impulskontrolle zuständig und ist der Sitz des Ich. Ein Bereich, der
bei traumatisierten Menschen häufig offline geht (Dissoziation) und sie
so schutzlos, ohnmächtig und willenlos macht. Wenn der wieder rumpelt,
kann man das Leben wieder gestalten, das ist auch die „Hardware“, die
Beziehungen erst möglich macht.
Daran schließen sich Übungen für das Gleichgewichtstraining an, die m.E.
Blockaden im Hals/Nacken lösen und die Hirnnerven wieder funktionsfähig
machen. Geschmack und Geruch werden trainiert, der Vagus Nerv
mobilisiert und zuletzt wird mit den Handgelenken geübt, um motorische
Gehirnareale zu stimulieren. Diese Übungen mache ich gerne und hauptsächlich,
damit kann man sich lange beschäftigen - bis der Kopf richtig auf dem Hals sitzt
und Nacken und Brustkorb locker werden.
4 Atmung und Beckenboden
Hier wird an der Beweglichkeit des Zwerchfells und des Brustkorbes gearbeitet und dann gibt es Atemübungen, die die Ausatmungsphase verlängern. Der Beckenboden hat wohl auch eine große Bedeutung für die Innenwahrnehmung, dazu gibt es starke Bilder, die die Übungen vorbereiten und erklären.
5 Zunge und Rachen
Auch die Zunge liefert viele Informationen an das Gehirn und lässt sich mit Übungen trainieren. Mit Gurgelübungen wird der Rachenraum trainiert.
6 Fühlen, Hören, Sehen
Wärme/Kälte fühlen, Massagen, Geräusche Ortung und Augentraining enthält dieses Übungs-Kapitel.
7 Körperwahrnehmung und Achtsamkeit
Dieses Kapitel ignoriere ich. Das enthält progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Achtsamkeitstraining mit Bodyscan und Atemmeditation. Ich bin etwas allergisch gegen dieses MBSR Zeug, das hat mich einst völlig schlaff und depressiv gemacht. Dadurch geht der Stress nicht raus. Ich denke Action an der frischen Luft und vor allem die abgespaltene Wut integrieren ist für die Zielgruppe dieses Buches viel wichtiger.
8 Trainingspläne
Hier werden ein paar Übungskombinationen für verschiedene Beschwerden vorgestellt. Ich denke, das macht sich besser jede selbst.
Benötigtes Zubehör
Das hat mich gewundert und zunächst erschreckt, was für eine Menge Zubehör man noch für dieses Buch anschaffen könnte. Eine Gymnastik-Matte, Gymnastik Ball und Wärmflasche hatte ich schon und inzwischen habe ich mir noch ein ->Sehtafel-Set und Visionsticks für die Augen-Übungen gekauft.
Ich habe keinen Vibrationsstift für die Zunge, Knochenschall-Kopfhörer oder verschiedene Atemtrainer gekauft. Mir reichen die Übungen, für die ich dieses teure Zubehör nicht brauche.
Ich habe sogar ganz ohne Zubehör angefangen und mir damals die Augen Trainingskarten selbst gemacht. Auch für die Vision Sticks ist mir eine gute Alternative eingefallen.
Falls du das Weltallferkel-Neuroathletik Starterset haben möchtest, sind hier die Dateien zum Download:
- Sakkaden.pdf – ausdrucken, senkrecht halbieren und mit Tesafilm an den Ecken z.B. an eine Türe kleben.
- Fernkarte.pdf – ausdrucken, an die Wand kleben; Nahkarte.pdf – ausdrucken und falten, damit sie stabiler wird.
- VisionStickAlternative.pdf – um die Daumenkuppe wickeln, mit Tesa in der gewünschten Größe fixieren und innen auch noch einen kleinen Streifen Tesa reinfummeln. Es gibt 2 verschiedene Schriftgrößen, je nach Sehschwäche, die geeignete auswählen.
Das ist genial, dass es diese Körperübungen gibt, mir tut es richtig gut mit diesem frischen, sportlichen Buch zu arbeiten, so ganz ohne Psychologie Ballast. Dieses neurozentrierte Training wurde von Dr. Eric Cobb entwickelt, ursprünglich für Sportler, doch es findet auch im Reha Bereich Anwendung. Das verdrahtet den Körper neu und trainiert auch den Selbstheilungsnerv intensiv.
Von oben nach unten vorgehen, das ist die Lösung! Solange der Hals nicht richtig sitzt oder der Nacken verspannt ist (Atlas, Ausgang der Hirnnerven) kommt man mit dem Bewusstsein nicht hinunter in den Körper, da kann man 100 Jahre Yoga machen.
Es ist erstaunlich. Wenn der Körper entspannt und in Sicherheit ist, hat man diese Emotionen und Gedanken gar nicht mehr, dann ist Ruhe im Kopf. In emotional überfordernden Zeiten ist ein Psycho-Therapeut wahrscheinlich schon gut zur Stabilisierung und Begleitung - ich möchte nur darauf hinweisen, dass es vielleicht an den Hirnnerven liegt und ein Osteopath o.ä. die Lösung bringen kann. Wenn man sich die Funktionen der Hirnnerven ansieht (Der Selbstheilungsnerv, S.56) wird klar, dass die Hirnnerven die Sinnesorgane an das Gehirn anschließen (Sehvermögen, Geruch, Gehör, Geschmacksinn und auch kauen, schlucken, Zunge werden da erwähnt). Das Buch Neuronale Heilung trainiert die Sinnesorgane und superwichtig für die stabile Mitte – den Gleichgewichtssinn in den Ohren.
Ich bin begeistert und dankbar für das Buch- das gibt es beim Buchhändler oder bei amazon.de->
Neuronale Heilung: Mit einfachen Übungen den Vagusnerv aktivieren –
gegen Stress, Depressionen, Ängste, Schmerzen und Verdauungsprobleme
von den Neuroathletik Experten Lars Lienhard, Ulla Schmid-Fetzer und Dr. Eric Cobb
29.02.2020 – In mir gibt es so einen kleinen Drill-Seargeant Lars, der denkt, wenn ich jeden Tag intensiv Körpertraining machen würde, könnte ich bald fliegen. Nur wenn der auftaucht, dann bockt das Ferkel total. Nach dieser Zeichnung habe ich nun voll Lust auf ein paar Übungen.